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Die Linde

Wenn ich mich zurückerinnere, findet sich in fast jedem meiner Lebensabschnitte eine Linde, die ich mit schönen Erinnerungen verbinde. Vor meinem Kindergarten stand eine große und alte Linde, während meines Studiums durfte ich mich näher mit der Linde beschäftigen und nun befasse ich mich hauptsächlich mit der Verwendung sowie Heilwirkung der Linde.


Allgemeine Botanik

Die Gattung der Linden ist der Familie der Malvengewächse zugeordnet. Weltweit gibt es 50 verschiedene Arten der Gattung Tilia (Linde), die hauptsächlich in der nördlich temperierten Zone vorkommen. Linden sind sommergrüne Laubbäume, das bedeutet sie verlieren im Winter ihre Blätter. Das verlorene Laub der Linde gilt als Bodenverbesserer. Darum kann dieses getrost im Herbst am Boden liegen gelassen werden. Im Boden ist der langlebige Baum fest mit seinen Herzwurzeln verankert. Der botanische Name der Pflanzengattung „Tilia“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Flügel. Das deutet auf das Hochblatt der Blüten.


Linden waren (und sind) klassische Hof- und Dorfbäumen, die das Dorfbild in manchen Gegenden stark prägen. Oft waren Linden in Dörfern Orte für Versammlungen, Verhandlungen und auch zum Tanzen und Feiern. Heutzutage werden Linden gerne in Parks und entlang von Straßen gepflanzt. Soll eine Linde in der Nähe einer Straße gepflanzt werden, muss die Salzempfindlichkeit (Streusalz) beachtet werden.

In unseren Breiten finden sich hauptsächlich Sommer- und Winterlinden. Auf diese beiden Arten wird nun genauer eingegangen.


Sommer-Linde – Tilia platyphyllos

Diese Art der Gattung wird auch Großblättrige Linde genannt, wohl auch weil der Artname „platyphyllos“ breitblättrig bedeutet. Die Sommer-Linde ist in Mittel- und Südeuropa als auch in Vorderasien heimisch. Sie kann bis zu 40 Meter hoch und 15 Meter breit werden. Die Erscheinungsform (Habitus) von älteren Linden aus der Weite ist kegel- bis eiförmig. Bei ausgewachsenen Sommer-Linden sind am Stamm längliche dicht angeordnete Risse in einer eher hellen Borke zu finden. Die Blätter sind an den Zweigen wechselständig angeordnet. Die einzelnen Blätter weisen die typische breite Herzform auf und auf der Unterseite sind kleine weiße Bärte in den Achseln der Blattadern zu finden. Im Juni treiben die Blüten der Linden aus. Die Blüten stehen in Gruppen von zwei bis fünf einzelnen hellgelben Blüten (Trugdolden) gemeinsam mit einem Hochblatt zusammen. Nach der Blüte entwickelt sich eine harte, kugelige und fünfkantige Frucht.




Winter-Linde – Tilia cordata

Die Winter-Linde ist ebenso in Europa und Vorderasien heimisch. Sie kann 30 bis 35 Meter hoch und 15 Meter breit werden. Wird die Winter-Linde von weitem betrachtet, wirkt sie in ihrer Erscheinungsform (Habitus) kegelförmig bis rund. Oft sind auch zwei Hauptstämme vorhanden. Der Stamm der ausgewachsenen Winter-Linde weist flache, längs verlaufende Risse in der dunklen Borke auf. Die Blätter sind ebenso wechselständig am Zweig angeordnet und die Einzelblätter weisen die typische Herzform auf. Der Artname „cordata“ bedeutet herzförmig, das wiederum auf die Form der Blätter hindeutet. Die Oberseite des Blattes ist dunkelgrün und auf der helleren Unterseite sitzen in den Achseln der Blattadern braune Bärte. Das Blatt der Winter-Linde wirkt im Vergleich zur Sommer-Linde kleiner, dunkler und fester. Etwas später im Juni bzw. Juli beginnt die Winter-Linde zu blühen. Bei der Blüte sitzen meist sieben manchmal bis zu elf oder zwölf Einzelblüten in einem gemeinsamen Blütenstand, belgeitet von einem Hochblatt. Nach der Blüte entwickelt sich eine weiche, zerdrückbare, kugelige und anfangs behaarte Frucht.



Winter-Linde vs. Sommerlinde

In den nachfolgenden Bildern wurden die Pflanzenmerkmale der Winter-Linde und Sommer-Linde gegenübergestellt. So können die Unterschiede der beiden Arten klar erkannt werden.


Verwendung & Heilwirkung

Die Verwendung der Linde zu Heilzwecken reicht bis in die Antike zurück. Dabei ist es unwesentlich, welche der beiden vorgestellten Arten verwendet werden und somit können beide Lindenarten zum selben Zweck eingesetzt werden.

Ganz klassisch werden die Blüten in Form eines Tees als schweißtreibendes Mittel bei fieberhafter Erkältung eingesetzt. Durch das Schwitzen fördert der Körper die Entgiftung und dadurch kann die Dauer der Erkältung verkürzt oder sogar abgeschwächt werden. Neben der schweißtreibenden Wirkung, wirken die Lindenblüten aufgrund der enthaltenen Schleimstoffe lindernd bei Reizhusten. Die Volksmedizin setzt die Lindenblüten außerdem als vorbeugenden Schutz für den Magen ein.


Neben der klassischen Verwendung der Blüten als Heiltee können auch die Blätter im Frühling und Sommer zur Teezubereitung verwendet werden. Die jungen und zarten Blätter kurz nach dem Austrieb im Frühling können als Beigabe in Salate werden. Aus bereits vollständig entwickelten Blättern (zum Beispiel im Sommer) lassen sich hervorragend Gemüsechips herstellen. Um einige weitere Beispiele zu nennen, können Lindenblätter ebenso als Kochgemüse, in Pürees oder als Röllchen mit einer Frischkäsefüllung verwendet werden. Die Knospen der Linden sind wertvolle Eiweißquellen im Winter und Frühling. Solche Knospen und zarte Pflanzenteile der Linde haben die Eigenschaft Flüssigkeiten zu binden. Dies kann in der Küche genutzt werden, um Suppen oder Saucen zu binden.


Aus den intensiv duftenden Lindenblüten kann in der Küche ein Gelee oder Sirup hergestellt werden. Beim Sammeln von Lindenblüten sollte beachtet werden, dass Linden eine wichtige Bienenweide ist. Daher sollte mit Bedacht gesammelt werden. Bienen produzieren aus dem Nektar Lindenblütenhonig, in dem sich ebenfalls der markante Geschmack der Lindenblüten feststellen lässt.




Literatur

Bühring, U. (2021): Lehrbuch Pflanzenheilkunde, Karl F. Haug Verlag.


Fauler, H.; Hüfing, G.; Seidl, T. (2013): Gehölzkunde - Studienblätter zur Vorlesung und Praxis, Universität für Bodenkultur, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau.


Guthmann, J.; Fleischhauer, S.; Spiegelberger, R.(2013): Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, AT Verlag


Rivinius, O. (2006): BdB-Handbuch I – Laubgehölze, Österreichischer Agrarverlag.



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